Rhein-Zeitung vom 30. November 2017, Seite 17
Konzert Matinee in Villa Michels mit zwei Cellisten
Die Cellostipendiaten Christoph Heesch und Maciej Kulakowski von der Bundesauswahl „Konzerte junger Künstler“ des Musikrates zeigten bei der zweiten Matinee in der
Villa Michels ihr Können. Beide Künstler
studieren zurzeit in Celloklassen von Wolfgang Emanuel Schmidt, Heesch an der Universität der Künste Berlin und Kulakowski an der Kronberg Academy.
Die Gambe, im 15. bis 18. Jahrhundert sehr verbreitet und als sechssaitiges Instrument mit Bünden auch klanglich eher einer Laute gleichend, stammte ursprünglich aus Spanien. Sie gilt als
Vorläuferin des Violoncellos, von Geigenbauern hergestellt, das sich zuerst nicht gegen die Gambe durchsetzen konnte. Erst die Geigenbauer Amati, Guarneri und Stradivari verhalfen dem Violoncello
Ende des 18. Jahrhunderts zum Durchbruch.
Heesch erklärte die Klammer von Barrière über Bach zu Offenbach: Barrière hat in Frankreich als anerkannter Cellovirtuose Bahnbrechendes geschaffen auf dem Gebiet der Violoncelloliteratur, was
die im Duett dargebotene Sonate Nr. 4 G-Dur eindeutig unter Beweisstellte. Barrière hatte bei einer Reise nach Italien Unterricht bei Francesco Alborea zur Vervollkommnung seines Cellospiels
genommen. Sein kompositorisches Vermächtnis umfasst sechs Bücher mit je sechs Sonaten (die ersten vier Bücher dem Cello gewidmet).
Bach gilt als Meister der Suiten, und viele große Werke für Cello und auch Violine fußen noch heute auf seinen Arbeiten. Dabei waren die Werke häufig zur Unterhaltung in Fürstenhäusern gedacht,
und je nachdem, wie die körperliche Konstitution des Fürsten beim Tanzen war, war das Tempo mal schneller oder langsamer. Auch wurden die Sätze nur selten hintereinander weg gespielt wie heute im
Konzert, da immer wieder Reden und Einlassungen sie unterbrachen. Die 4. Cello-Suite in der eher ungewöhnlichen Tonart Es-Dur ist ein harmonisches Werk mit weit ausgreifenden Akkordstudien und
aufsteigenden Arpeggien (aufgelöste Akkorde). Die 6. Cello-Suite in D-Dur ist, nachdem die vorherige 5. Suite in c-Moll häufig als dramatische Kreuzigungssuite bezeichnet wird, als freundliches
bis fröhliches Werk in D-Dur klassifiziert, das eher einer Auferstehung gleicht. Sie ist allerdings schwer zu spielen, was die Musiker aber mit Bravour schafften.
Zum Schluss bekam das begeisterte Publikum leichtere Kost geboten. Offenbach hat rund 20 Cellosoli komponiert, vor allem in Paris. So gab es Musik, die die Ohren der Zuhörer umschmeichelte. Und
als Zugabe gab es dann auf einem Cello zu zweit als Gag einen Ausschnitt aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saën.